Carlo Dittus

Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in Ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer
Antoine de Saint-Exupéry

genau nach dem Philosophen und Schriftsteller Antonie de Saint-Exupéry, hat Jean-Claude Dysli bei mir und bei vielen anderen Menschen die Sehnsucht, nicht nach dem Meer, sondern nach seiner Art der Reiterei geweckt. Diese ihm eigene Art und Weise im Umgang mit dem Pferd die er in Californien kennen gelernt hatte und weiterentwickelte. Er war ja bereits ein ausgebildeter Reiter der Schweizer Kavallerie als er nach Californien kam.

Während 24 Jahren, unendlich vieler Begegnungen in Spanien mit der ganzen Familie, beim meinen Arbeits- Aufenthalten auf der Hacienda Buena Suerte , auf Reitkursen in Deutschland, gemeinsame Fahrten von und nach Andalusien, Brief,- und E-Mail Korrespondenzen oder gemeinsamen Besuchen in Portugal, habe ich immer wieder den Gedankenaustausch zu den „Aufgaben“ „Übungen“ und deren Wirkung, gesucht und genossen, die seine Reiterei ausmachten. Selten, fast Nie gab es einfache Antworten, auf meine „Wie geht denn das?“ Fragen.
Nicht, mach das, oder probier es mal so…
Immer wieder sollte ich mich hinterfragen, mich in das Pferd hineindenken.
„Dein Pferd wird dir das schon sagen, wenn es soweit ist !“
„Höre doch genau hin, dein Pferd redet mit Dir “
Antworten von Jean-Claude, die immer noch mehr Fragen in mir aufkommen ließen.

Er wollte daß man nicht nur zuhört und nachplappert, sondern daß man versteht und nachdenkt, Er sprach immer wieder von „dem denkenden Reiter“ , der ausgestattet ist mit gesundem Menschenverstand, umfangreichen Kenntnissen zum Pferd, dessen Anatomie, Wesen, Psyche und den Erfordernissen einer Pferdegemäßen Ausbildung.

In einem nicht ganz einfachen Zwiegespräch über die Eignung eines Pferdes für die Hackermore und seine Entwicklungsmöglichkeiten entstand ein lehrreicher Dialog, dessen Quintessenz ich hier zusammen fassen möchte.

„ Es ist ein leichtes ein gut ausgebildetes Pferd nachzureiten, aber es ist eine Herausforderung ein mitunter schwieriges Pferd weiter zu bringen. Der einzige, der aus zwei Kilo Zug oder Kraft auf der Hackermore 200gr machen kann, das bist Du, wenn du dieses Pferd reitest, e g a l wie lange das dauert und wie viel Zeit du dafür aufwenden musst, und das möchte ich daß Du das jetzt tust “. Das zeichnete Ihn, aus meiner Sicht, als Trainer und Reiter aus.

Er sprach auch über seine Begegnungen mit anderen „Pferdemenschen „ wie er Sie nannte. Tom Durrance, Ray Hunt, Fredy Knie sen. Nuno Oliveira und Alvaro Domeque und wie diese auf seine reiterliche Entwicklung Einfluss genommen haben.

Heute kann ich sagen, Beziehungen zu Mensch und Pferd sind wichtige Erfahrungen unseres Lebens ohne die wir nichts wären. Alles, was wir hierdurch über uns oder in uns selbst erkennen und erfahren, steht im Zusammenhang zu den Beziehungen, nach denen wir uns sehnen.

Viele Begegnungen zu „Pferdemenschen“ wurden, für mich diesseits und jenseits des Atlantiks durch Jean-Claude möglich.

Der Gedankenaustausch, meist bei einem Wein mit Tapas und Käse, hinterfragend, analysierend, Pferd-Mensch, Mensch-Pferd Problematiken, einzelne Ausbildungsschritte diskutierend, erhöhten meine Telefon Rechnungen, sofern ich nicht vor Ort war in manchen Monaten beträchtlich , waren aber für meine (eigene) reiterliche Entwicklung von enormer Bedeutung, da ich an seinem schier unendlich scheinenden Repertoire an reiterlichen Erfahrungen partizipieren konnte.

„Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerungen in eine Stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie ein Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich „ 
Dietrich Bonhoeffer

Juni 2014 Carlo Dittus